Ungarn - das ist für viele Deutsche noch ein unbekanntes Land, obwohl es mit der Herzlichkeit seiner Menschen, der Achtung der Familie und menschlichen Werte sowie der Schönheit seiner Natur immer wieder aufs Neue begeistert. Wir wollten es genau wissen und haben Elisabeth Balázs, Reiseleiterin in Budapest und Ungarn, befragt.
Wie sagt man auf Ungarisch „danke schön“?
Es heißt: „köszönöm szépen.” Jetzt lächelst Du, weil das sich für Dich bestimmt wie ein Zungenbrecher anhört. Doch unsere Sprache ist ganz einfach, ich bin dafür das lebende Beispiel. Mit nicht ganz zwei Jahren beherrschte auch ich das Ungarische schon fließend. Scherz bei Seite! Ich sehe ein, dass unsere Sprache eine Herausforderung ist. Oft fragen meine Gäste bei den Stadtführungen, wie der ungarische Name der Bahnhofstation im Film „Ich denke oft an Piroschka“ ausgesprochen werden muss.
Liselotte Pulver in ihrer großen Rolle - ohja. Den Film kennen viele Menschen. Dieser Film hat Ungarn zu einem beliebten Urlaubsland gemacht! Doch wie heißt denn nun die Bahnhofstation?
Erst vor einigen Jahren wurde der Film bei uns auch im Fernsehen gezeigt – wir Ungarn kannten den Film vorher nur aus, ich auch nur aus den Erzählungen unserer Gäste aus Deutschland. Der Name der Bahnhofstation ist: Hódmezővásárhely – Kutasipuszta.
Ohje - wer kann das richtig aussprechen?
Ja, ich sehe ein, dass es nicht einfach ist. Meine Empfehlung ist immer, am Anfang einfachere Ausdrücke wie "guten Morgen", „auf Wiedersehen“ usw. zu lernen. Die Bergsteiger schauen auch immer auf die nächsten 1-2 Meter, nicht auf die Spitze des hohen Berges. So geht es auch mit den Sprachen. Von Schritt zu Schritt geht es jedoch schon.
Du bist Stadtführerin in Budapest. Verrate uns doch, welches Dein Lieblingsplatz in Budapest ist, den Du gerne den Touristen zeigst.
Ich mag Budapest sehr! Ich bin immer wieder fasziniert, wie es hier noch nach der Monarchie „riecht“ und viele prachtvolle Gebäude aus den K und K - Zeiten erhalten geblieben sind. Ich zeige auf meinen Führungen nicht nur Gebäude, sondern erzähle auch von besonderen Geschichten, die ich in den Zeitungen und Dokumentationen aus dem 19. Jahrhundert gelesen habe. Sie berichten, wie man früher gelebt hat, worüber sich die Leute ärgerten, was sie aßen, tranken usw. Ich lese und erzähle gerne über solche Geschichten, weil die Menschen die Geschichte lebendig machen. Ohne Menschen ist sie meiner Meinung nach langweilig.
Doch es ist sehr schwer, eine Lieblingsstelle zu benennen, weil es so viele schöne Stellen gibt! So das Panorama vom Gellertberg, welches zum Weltkulturerbe gehört; das Café New York, das zum schönsten Café der Welt gewählt wurde; das Széchenyi Bad, das so aussieht, wie ein Schloss; das Burgviertel, wo es teilweise noch nach dem Mittelalter riecht... Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen und tagelang von Budapest schwärmen.
Und wenn wir uns zusammen ein typisches ungarisches Mittagessen bestellen - was würdest Du für uns bestellen?
Jetzt haben wir den Sommer und auf jeden Fall empfehle ich Letscho, das aus Paprikaschoten und Tomaten mit Zwiebeln und Paprikapulver gemacht wird. Viele geben auch Wurst oder Reis usw. hinzu. Das ist natürlich eine Geschmacksfrage. Ich persönlich schlage Eier dazu und so esse ich es.
Natürlich muss man auch die Gulaschsuppe kosten oder den Pörkölt (Gulasch). Sie werden im Sommer gerne im Kessel gekocht. Sie werden von Region zu Region unterschiedlich zubereitet. Die Gulaschsuppe wird aus Fleisch und meistens mit Paprikaschoten Paprikapulver, Tomaten, Karotten, weißen Rüben, Kartoffeln, Salz, Pfeffer, Zwiebeln und Kümmel gekocht, aber wie gesagt hängt davon ab, wo man wohnt und vor allem, wie man sie mag. Und der Pörkölt ist ein zweiter Gang. In Öl wird eine große Zwiebel gedünstet. Man gibt Paprikapulver hinzu, dann auch Paprikaschoten, Tomaten, das Fleisch, ein wenig Wasser und alles wird weich gekocht. Viele bereiten diese Speise mit Wein zu. Das schmeckt natürlich noch besser!
Und ich empfehle auch einfache Bauerngerichte zu probieren, wie z.B. Nudeln mit Paprika, auf Ungarisch „Krumplis tészta“. Im Sommer schmeckt diese Speise am besten z.B. mit Salzgurke.
Wie leben die Ungarn denn so?
Das ist natürlich unterschiedlich. Es hängt viel davon ab, in was für eine Familie man geboren wurde und was für einen Job man hat. Jedoch lebt der durchschnittliche Ungar in der Regel von einem Tag zu dem nächsten. Man verdient sehr wenig. Darum haben mehrere 100 000 Menschen in den letzten Jahren das Land verlassen. Es gibt natürlich auch Leute, die sehr wohlhabend sind und sich viel leisten können. Ob all ihr Geld ehrlich verdient haben, ist eine andere Frage.
Neugierige Frage eines Autofahrers - was bedeuten die ungarischen Kennzeichen?
Sie weisen auf nichts hin, also kann man nicht feststellen, aus welcher Stadt oder Region ein Fahrzeug kommt. Es ist nicht so, wie z.B. in Deutschland oder in Österreich.
Was sollte ich von der ungarischen Geschichte mit nach Hause nehmen?
Dass man immer wieder aufstehen muss. Die Ungarn haben während mehrerer Revolutionen und Kriegen oft verloren. Ganz traurig ist natürlich der Vertrag von Trianon von 4. Juni 1920. Damals hat Ungarn zwei Drittel (!!!) des Landes verloren.
Das ist immer noch eine schmerzhafte Wunde für die ungarische Seele, aber ich denke, dass man immer in der Gegenwart leben, sich mit seinen Herausforderungen beschäftigen und sie lösen muss. Man soll aus der Vergangenheit lernen, jedoch nicht vergessen, was passiert war. An der Vergangenheit kann man nichts mehr ändern, nur an der Gegenwart.
Köszönöm szépen, liebe Erzébet, für diese Interview!
Sie möchten sich auch einmal von Erzsébet Balázs Budapest zeigen lassen? Über den nachfolgenden Link bekommen Sie die Kontaktdaten sowie weitere Informationen über ihre Arbeit: => weiterlesen
Kommentare