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Ungarisches Fernsehen bei uns zu Gast



Der ungarische Fernsehsender Hirado hat uns einen Besuch abgestattet. Folgender Begleitartikel (Interview) ist daraus entstanden. Den Link zur ungarischen Originalversion finden Sie hier. In Kürze wird auch noch ein Filmbeitrag zu sehen sein. Wir verlinken auch diesen, sobald es so weit ist.



Ungarn hat alles Grund stolz zu sein


Emily Paersch ist mit ihrem Mann Andreas und ihrer Mutter aus Deutschland nach Somogyvar gezogen. Seit 2020 leben sie in dem Dorf am Plattensee und betreiben von hier aus ihr Marketingberatungsunternehmen mit Partnern vor allem aus deutschsprachigen Ländern. Auch sie sind eine Familie, die aufgrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ihr Heimatland verlassen hat und in Ungarn eine neue Heimat gefunden hat.



Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends in Deutschland in den letzten Jahren?


Emily Paersch: Ich glaube, dass sich das Land in den letzten 20 Jahren in vielerlei Hinsicht dramatisch verändert hat. Politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Wenn wir uns die wirtschaftlichen Aspekte anschauen, fällt im Moment vor allem die umstrittene Energiepolitik auf. Schließlich war das deutsche Wirtschaftsmodell früher von der Industrie getragen, die 30 % der Wirtschaftsleistung erbringt, und genau dieser Sektor wird durch die derzeitige fragwürdige Energiepolitik zerstört. Fragwürdig ist in diesem Zusammenhang auch die von Deutschland mitgetragene Sanktionspolitik, die zu einem ständigen Anstieg der Energiepreise führt. Das ist nicht nur eine Belastung für die Wirtschaft, sondern auch für die privaten Verbraucher. Wir sind in Deutschland inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem viele Menschen einfach nicht mehr genug Geld für das tägliche Leben haben.


Andreas Paersch: Wir hören jeden Tag von Ladenschließungen. Ob es Bäckereien oder Metzgereien sind. Das sind wirklich kleine Familienbetriebe, die über Jahre, Jahrzehnte ihr Unternehmen erfolgreich geführt haben und sich jetzt nicht mehr leisten können, weiter zu produzieren.


Emily: Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Migrationspolitik in Deutschland. Die Bundesländer sind mit der daraus resultierenden Belastung zunehmend überfordert. Das heißt, die Situation ist finanziell nicht mehr tragbar und es gibt keinen Platz mehr, um die Flüchtlinge unterzubringen.


Unsere Schlussfolgerung aus all dem ist, dass die deutsche Politik an vielen Fronten falsch gehandelt hat, was das Leben für die Menschen bereits sehr schwierig macht. Aus ungarischer Sicht erscheinen diese Entscheidungen oft unverständlich. Wie sehen Sie die Souveränität Deutschlands innerhalb der EU und weltweit?


Emily: Das ist eine schwierige Frage. Es sollte Sache von Rechtsstaatsexperten sein, zu klären, ob Deutschland tatsächlich ein souveräner Staat im Sinne seiner Rechtsstellung ist. Wir haben den Eindruck, dass Deutschland sich an EU-Richtlinien hält und im Falle der Ukraine vor allem dem Diktat der USA folgt.


Von Ungarn aus sieht es so aus, als kämen diese Probleme bei der deutschen Bevölkerung nicht an. Was ist mit den deutschen Medien?


Emily: Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen. Die Berichterstattung in Deutschland folgt definitiv den Richtlinien der Regierung - zumindest sehen wir das so. Das bedeutet, dass es nicht viel Vielfalt in der Meinungsbildung gibt, obwohl Deutschland gerne die Bedeutung der Meinungsfreiheit betont.


Man hat oft den Eindruck, dass sich Deutschland noch immer für den Zweiten Weltkrieg schämt. Könnten Sie über das aktuelle deutsche Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen sprechen?


Emily: Das ist in der Tat ein heikles Thema in Deutschland. Ich bin in einem Nachkriegsdeutschland aufgewachsen, aber mein ganzes Leben lang wurde ich ständig an die historische Schuld Deutschlands erinnert, sowohl von der Politik als auch von den Medien und den Bildungseinrichtungen. Und das hinterlässt Spuren bei den Menschen. Die Deutschen können einfach kein gesundes Nationalgefühl entwickeln. Nur ein Beispiel: Als wir nach Ungarn zogen, fiel uns auf, wie oft die ungarische Flagge gehisst wurde. Egal an welchem Feiertag, die ungarische Flagge weht auf jeder Straße. In Deutschland wäre das undenkbar.


Andreas: Ein anderes gutes Beispiel ist der Fußball. Heute heißt die Nationalmannschaft in Deutschland nur noch "die Mannschaft", während sie vor vielen Jahren noch "die Nationalmannschaft" hieß. Aber das darf man Deutschland offensichtlich nicht mehr so sagen.


Emily: Man hat das Gefühl, dass die deutsche Identität immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird.


Wie hat sich diese deutsche Identitätskrise auf die Art und Weise ausgewirkt, wie das Land mit Migrationsfragen umgeht?


Emily: Wir sind grundsätzlich offen für fremde Kulturen. Wir sind auch sehr neugierig, weil wir durch sie bereichert werden können. Kritisch wird es, wenn bestimmte Gruppen von Menschen, die nach anderen Werten leben und nicht wirklich offen für Integration sind, eine kritische Masse erreichen.


Andreas: Wir sind nach Ungarn gekommen, wir sind glücklich, hier zu sein, hier zu leben, aber wir erinnern uns jeden Tag daran, dass wir Gäste in diesem Land sind. Wir haben auch dafür gesorgt, dass wir wissen, wie die Ungarn leben, welcher Kultur das Land folgt, und wir respektieren das.


Wenn man das mit der deutschen Situation vergleicht, hat man das Gefühl, dass in Deutschland der Einwanderer im Vordergrund steht und die deutschen Werte in den Hintergrund gedrängt werden.


Emily: Ein Beispiel aus Berlin ist die Anordnung des Bundeskulturministers, eine Inschrift an der Wand eines Schlosses zu überdecken. Es handelte sich um ein Bibelzitat. Damit will man die christliche Ausrichtung des Landes zurückdrängen. Gleichzeitig wurde in Köln der muslimischen Gemeinde erlaubt, einen Muezzin über Lautsprecher zum Gebet rufen zu lassen. Es gibt viele weitere Beispiele im Alltag. In Kindergärten werden beispielsweise zunehmend Schweinefleischgerichte vom Speiseplan gestrichen, weil muslimische Kinder es nicht essen dürfen.


Wie hat sich das Alltagsleben durch die Migration verändert? Wir hören immer häufiger von gewalttätigen Übergriffen, von Orten, an denen es nicht mehr empfehlenswert ist, nachts spazieren zu gehen.


Emily: Das ist genau das, was ich erlebt habe. Mein persönliches Sicherheitsempfinden war zuletzt in Deutschland nicht mehr wirklich gut. Ich habe es vermieden, abends allein durch die Straßen zu gehen.


Andreas: Das war auch im Stadtpark in Bad Kreuznach der Fall, die Stadt, in welcher wir früher gewohnt haben. Die Stadtverwaltung forderte die Anwohner auf, ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr im Park spazieren zu gehen, weil er das Gebiet verschiedener ausländischer Clans sei.


Emily: Die offizielle Begründung war, dass im Stadtpark Drogenhandel betrieben wird, illegaler Drogenhandel, und um das zu unterbinden, wurde der gesamten Bevölkerung verboten, den Park nach 20:00 Uhr zu benutzen.


Andreas: Wir kennen Familien, deren Kinder die einzigen deutschen Kinder in ihren Schulklassen waren.


Emily: Da die deutschen Grenzen offen bleiben und die meisten Migranten Deutschland als Zielland wählen - verständlicherweise, da Deutschland die höchsten Sozialleistungen bietet - bleibt der Trend unverändert. Dies führt nicht nur zu einer sozialen, sondern auch zu einer wirtschaftlichen Kluft, da die Mehrheit der in Deutschland ankommenden Migranten auf Sozialleistungen angewiesen ist.

Wie sehen Sie die Zukunft Deutschlands vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen, der Energiekrise und der massiven Migration?


Emily: Düster. Sehr dunkel. Man kann das Licht am Ende des Tunnels nicht sehen. Die politische Haltung ist dieselbe geblieben. Und diese hat sich noch verstärkt, da sie auch nicht unbedingt an einer diplomatischen Lösung für die Ukraine interessiert sind.


Andreas: Das Gefühl der Angst, der Unsicherheit nimmt zu. Die Menschen kommen nicht mehr zurecht. Es ist kein Zufall, dass wir diese aktuelle Auswanderungswelle aus Deutschland erleben. Jung und Alt, Familien und Alleinstehende, Arme und Wohlhabende sagen, dass sie etwas für ihre Zukunft tun müssen, weil es so in Deutschland nicht weitergehen kann.


Warum haben Sie Ungarn als Ihre neue Heimat gewählt?


Emily: Das Land stand zunächst gar nicht auf unserer Liste möglicher Auswanderungsziele. Tatsächlich wurden wir auf Ungarn aufmerksam, als wir einen Zeitungsartikel lasen, in dem Ministerpräsident Orbán uns buchstäblich einlud.


Wir haben uns im Land umgesehen, und es ist kein Zufall, dass wir hier am Plattensee gelandet sind, wo uns vieles an zu Hause erinnert. Die Weinberge und das Wasser. Wie mein Mann sagte, erleben wir derzeit eine große Auswanderungswelle von Deutschland nach Ungarn. Vielen Deutschen ergeht es ähnlich, sie kommen teils aus wirtschaftlichen, teils aus politischen Gründen. In Ungarn ist alles viel offener, die Kommunikation ist viel weniger angstbesetzt. In Deutschland muss man inzwischen vorsichtig sein, was man sagt, hier kann man wirklich offen über seine Probleme reden.


Wie sehen Sie Ungarn, was denken Sie über die ungarische Bevölkerung?


Emily: Wir sind beeindruckt. Die Menschen sind so freundlich und hilfsbereit. Auffallend ist auch, wie respektvoll die Menschen miteinander umgehen. Das hat sich in Deutschland sehr verändert, die Menschen begegnen sich viel aggressiver als früher, während sie hier generell sehr freundlich und höflich sind.


Andreas: Ein weiteres wichtiges Stichwort ist der Respekt vor den Menschen; wenn ich die Straße entlang gehe, grüßen sie mich mit einem csókolom - ich bin nicht mehr der Jüngste. Die Menschen nehmen einander wahr und schätzen sich gegenseitig. Das ist erfrischend.


Obwohl ihre Zahl abnimmt, gibt es bei einigen Ungarn immer noch einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Westeuropa. Sie wollen dem Westen immer noch eine unterwürfige Gefolgschaft und eine Mentalität des "Sich-klein-Machens" aufzwingen. Wie definieren wir Ungarn uns Ihrer Meinung nach in Bezug auf den Westen?


Emily: Ich bin überrascht zu hören, dass Ungarn mit Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen hat. Für mich ist Ungarn das einzige Land in der Europäischen Union, das noch für christliche Werte kämpft und sich dem Diktat der EU widersetzt. Deshalb sehe ich Ungarn sehr positiv, auch wenn ich natürlich weiß, dass in Ungarn das Geld nicht auf Bäumen wächst. Aber ich bin sehr froh und dankbar, dass es diesen Mut, dieses Bollwerk des Schutzes, in Europa noch gibt und dass wir hier leben können. Meiner Meinung nach hat Ungarn allen Grund, stolz zu sein. Andreas: Wir hören auch, dass sich die Ungarn Sorgen um das Land machen, und einige von ihnen sehen die Zukunft des Landes düster, aber wenn wir das Gesamtbild betrachten, sehen wir, dass die Grenzen sehr sicher sind, es gibt ständig Ankündigungen neuer wirtschaftlicher Investitionen, und das sind die bestmöglichen Zeichen. Natürlich gibt es noch viel zu tun, was das Lohnniveau und die Sozialleistungen angeht, aber die Richtung ist gut und das Land scheint sich in eine positive Richtung zu bewegen. Deshalb denke ich auch, dass sich Ungarn nicht verstecken und klein fühlen sollte. Ganz im Gegenteil!

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